Interview: "Wir sind Kreislauf"
KOMPACK sprach mit PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann über die allgemeine wirtschaftliche Situation und über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Branche.
KOMPACK: Die Branche beweist sich in Zeiten von Corona als krisenresistent. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Martin Widermann: Unsere Branche ist vergleichsweise gut durch die letzten zwei Jahre gekommen. Dennoch: Während die Auftragsbücher voll sind, hat sich die Lage weiter verschlechtert: Die Rohstoffknappheit treibt die Preise für alle Rohmaterialien rasant in die Höhe. Auch die Energiekosten haben sich im letzten Jahr verdreifacht und werden weiter steigen. Dazu kommt die hohe Inflation. Diese führte zu einem hohen Lohnabschluss (+3,9 Prozent) in der Branche. Die PROPAK-Arbeitgeber stehen zu ihrer sozialen Verantwortung, man darf aber nicht übersehen, dass die Auswirkungen die Unternehmen in der gegenwärtigen Situation massiv belasten.
KOMPACK: Klingt nach einer schwierigen Situation. Ist sie das?
Widermann: Durch die Entwicklung bei den Kosten und insbesondere im Rohstoffsektor gibt es eine allgemeine Verunsicherung. Die Preisrallye dürfte auch noch nicht vorbei sein. Optimisten hofften vor Kriegsbeginn auf eine Beruhigung Mitte des Jahres. Wir werden erst zum Ende des Jahres wirklich sehen, wie robust die Branche durch die Krisen – die Pandemie ist ja auch noch nicht vorbei – kommt. Preiserhöhungen für Produkte aus Papier und Karton sind jedenfalls unausweichlich.
KOMPACK: Gibt es auch positive Entwicklungen?
Widermann: Prinzipiell ja - dies liegt an unseren Produkten. In einer Situation, in der Nachhaltigkeit in aller Munde ist, treffen wir damit genau den Nerv der Zeit. Papierfasern können mindestens 25-mal rezykliert werden. Die PROPAK-Branche ist mit ihrer grünen DNA die Kreislaufwirtschaft schlechthin. Ich sage: wir sind Kreislauf! Produkte aus Papier und Karton sind unverzichtbar und sie brauchen auch keinen Vergleich mit Mehrweg zu scheuen. Im Gegenteil, wir können mit Fug und Recht von Mehrweg auf Materialebene sprechen.
KOMPACK: Ein weiteres Thema ist der Fachkräftemangel. Wie sieht es hier aus?
Widermann: Das prinzipielle Problem des Fachkräfte- und Lehrlingsmangels ist unverändert virulent. Auf der einen Seite sind wir stolz darauf, wie verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten angenommen werden. Von der Fachhochschule bis zum zweiten Bildungsweg. Lehre mit Matura ist auch kein Fremdwort mehr. Andererseits gibt es einen allgemeinen Lehrlingsmangel. Auch wenn die Branche wieder mehr Lehrlinge in Ausbildung hat. Derzeit werden österreichweit 82 Lehrlinge für Verpackungstechnik in PROPAK Betrieben ausgebildet. Das ist ein leichter Anstieg (+1,2%) gegenüber dem Vorjahr. Auch die Lehrlingszahlen für das erste Lehrjahr im Lehrberuf Verpackungstechnik haben sich um fast zehn Prozent erhöht. Ausbildung ist und bleibt eines der wichtigsten Themen. Um auch hier am Puls der Zeit zu sein, setzen wir auf Auftritte in den sozialen Medien – mit überaus positivem Echo.
KOMPACK: Das klingt jetzt wieder positiv.
Widermann: Unsere Unternehmen sind gut aufgestellt und haben hervorragende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie bieten attraktive Arbeitsplätze mit viel Potenzial zur Weiterentwicklung. Die Branche erzeugt zukunftsträchtige Produkte und ist systemrelevant. Dass es dazu es auch eine sichere und bezahlbare Energieversorgung braucht, sollte allen Entscheidungsträgern bekannt sein. Also: ja, prinzipiell sehe ich die Zukunft der Branche positiv. PROPAK steht für nachhaltig innovativ!